AWA Präsentation 2010: zur Habitualisierung von Mediennutzung

Kategorie: Markt- und Mediaforschung — Tags: , 09:50 15. Juli 2010

Dr. Johannes Schneller zeigte in seinem Vortrag auf, dass Multioptionalität die Mediennutzung verändere. Eine dargestellte Folge wäre die mehr spontane und weniger habitualisierte Mediennutzung (pdf S.2). Ich möchte eine These entgegenstellen: eine Habitualisierung der Online- und mobilen Medien prägt sich erst aus. Durch die anhaltend dynamische Entwicklung sind die Mediennutzungspostionen der einzelnen Medien im Fluss. Spannend wäre, ein Vergleich zu ziehen zur Entwicklung und Habitualisierung des Fernsehens in den 1950er und 1960er Jahren in der Positionsverdrängung des Kinos und Radios. Ich sehe meine These unterstützt durch die von Dr. Schneller dargestellten Ergebnisse, in welchem Medium man sich tagesaktuell informiert (pdf S.4 und S.6). Denn hier zeigt sich die Dynamik des Internets. Mit der Ausprägung der mobilen Nutzung des Internets und spezieller mobiler Dienste auf Smartphones, sogenannter Apps,  wird meiner Annahme diese Dynamik anhalten. Schnelle Veränderung aber steht einer Habitualisierung, einer ausgeprägten dauerhaften Gewohnheit, entgegen.

 

Informationsverhalten bei aktiviertem Informationsbedarf

Dynamische Veränderung beim Medium Internet (Quelle http://www.awa-online.de /main.php?selection=110&rubrik=0, pdf S.4) (c) Institut für Demoskopie Allensbach

Ein weiterer spannender Punkt zeigt sich in der generellen Veränderung im Umgang mit den Medien. Ein Aspekt (pdf S.3) ist nach Dr. Schneller die wachsende Ungeduld bei der Mediennutzung. Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Schluss, den ein professioneller Journalist aus Produktionssicht zieht. In einem Gespräch in der Buchhandlung Lehmkuhl führte Thomas Steinfeld am 18. Mai 2010 aus, dass nunmehr das Ende der Geschwindigkeitszunahme der Informationsbereitstellung erreicht sei. Das zur Verfügung stellen (d.h. Schreiben und Veröffentlichen) einer Information könne in Zeiten von Twitter länger als die Recherche dauern. Ein Ereignis kann Sekunden nach dem Auftreten verbreitet werden. Für ihn zeige sich darin eine psychologische Erleichterung in der professionellen Arbeit – es geht nicht mehr schneller – die sich in einer Rückbesinnung auf die Inhalte auspräge. Ich kann diesen Gedanken nachvollziehen und bin gespannt, ob dieser psychologische Effekt auch bei den Mediennutzern auftreten wird.